Was heist leider falsch?? Ist doch so ne Art Zinkspritzguß: Genaueres zum Verchromen nun hier:
Wankel-Journal 14, 1. März 2000
Verchromen, eine Qualitätsfrage
Unser Ro hat ja nur wenige Chromteile. Er war mit ein Trendsetter für Karosserien, die durch die Form ,an sich' wirken und keinen Chromzierat zur Auflockerung, Gliederung oder Akzentuierung nötig haben. Die großen Blankteile sind entweder aus Edelstahl (Stoßstangen) oder galvanisiertem Aluminium (Fensterumrandungen, Regenrinnenverkleidung). Die einzigen Chromteile sind Türgriffe, Kofferschloß und -Griff, und die Halter der Außenspiegel, aber diese sind von einer erschreckend schlechten Qualität. Die werfen nach langen Jahren des Gebrauchs ihren Chrom teilweise ab, oder die Glanzauflage wird rissig und pickelig. Das Problem liegt wie so oft tiefer als die doch recht oberflächliche Chromschicht. Ursache der Alters-Abbau-Erscheinungen ist der Untergrund, das heikle Basismaterial Zink-Druckguß (,Zamak').
Problemwerkstoff Zamak
Da ich mich gerade wieder mal mit Außenspiegeln des Ro 80 intensiv beschäftigt habe, kann ich ein Lied hiervon singen. Wenn der Galvanik-Betrieb mir die entchromten Teile vor der weiteren Bearbeitung zeigt, bekomme ich jedesmal einen Schreck, so porös sind sie. Als Anhaltspunkt kann man sagen, daß jeder im Chrom sichtbare ,Pickel' nach dem Entchromen einen mindestens ebenso tiefen Krater im Grundmaterial hinterläßt. Den gilt es zu beseitigen, bevor mit dem Aufbau einer neuen galvanischen Schicht begonnen wird, die in der Regel aus Verkupfem, Vemickeln und Verchromen besteht.
Krater kann man nach zwei Verfahren beseitigen: entweder man füllt sie mit einem geeigneten Material aus oder man schleift die ganze Fläche ab, bis alles glatt ist. Aus naheliegenden Gründen habe ich es erst mit dem Ausfüllen versucht. Spezialbetriebe bieten Lötmaterial hierfür an, und auf Ausstellungen wie der Techno Classica werden diese Alu- und Zinkdruckguß Restaurierungen von geschickten Fachleuten oft in überzeugender Weise demonstriert. Meine ersten Lötversuche sind jämmerlich gescheitert, auch nachdem ich mir einen Miniatur-Brenner für Propan und Sauerstoff angeschafft hatte. Ich habe es mir nochmals zeigen lassen und die Krater in den natürlich zuvor entchromten Teilen erst etwas ausgebohrt, aber der Fehler war, daß immer dann, wenn ich einen Krater gut zu hatte, das ganze Teil rissig geworden war oder daß eine Gefügeumwandlung stattgefunden hatte, durch die das Teil entsetzlich bruchempfindlich geworden war. Als ich ein Teil zur Techno Classica mitnahm, so daß der Experte des Lot-Produzenten sich daran versuchen konnte, gab auch der entnervt auf. So ein schlechtes Material habe er noch nie in Händen gehabt. Also ging ich wieder dazu über, die Teile abschleifen zu lassen. Das ist Handarbeit und damit teuer, und viele Teile würden durch das Abschleifen so geschwächt werden, daß man sie besser sofort entsorgen kann. Übrigens, das Material des Kofferschlosses (neue Ausführung) ist von einer besseren Qualität!
Galvanik mit Problemen
Als ich mich gerade auf einen Galvaniseur eingeschossen hatte, machte der seinen Laden zu, da er die neuen Umweltauflagen nicht erfüllen konnte; die Investitionen hätten sich für seinen drei-Mann-Betrieb nicht gelohnt. Dann habe ich alle benachbarten Gewerbegebiete systematisch nach Galvanik-Betrieben abgesucht, bis ich durch Empfehlungen einen fand, der bereit ist, auch kleine Aufträge von Schraubem auszuführen. Es dauert nur jedesmal entsetzlich lange, da er meine Aufträge immer ohne Priorität zwischen die anderen schiebt ,die Kohle bringen'.
So allmählich hat sich zwischen mir und diesem Betrieb eine Arbeitsweise eingespielt, wie wir miteinander auskommen können. Der Vorarbeiter bespricht alles am liebsten mit mir und erklärt vor allem, was möglich ist und was nicht, bzw. wo die Kosten stecken. Da überraschte es mich gar nicht, was alles in einem Informationsblatt der Fachvereinigung der Galvaniseure stand, das uns ein Galvanikbetrieb an die Clubadresse schickte.
Dort stand, daß die Neuverchromung eines neuzeitlichen Serienteiles fast nie Schwierigkeiten macht, da dessen Fertigungsvorgeschichte herauszubekommen ist. Bei Oldtimer-Teilen muß dagegen erst nachgeforscht werden, woraus sie bestehen; nur selten kann man das einem Teil ansehen. Und bei Zinkdruckguß und Magnesium sagt das Merkblatt rundheraus, "daß eine qualitativ einwandfreie und dauerhafte Neuveredelung nicht möglich ist". Noch schlimmer sei es bei verchromten Kunststoffteilen. Bei allen diesen Materialien spielen sich beim ersten Galvanisieren unumkehrbare Vorgänge ab, die beim Entchromen auch mit besonderen Verfahren nicht zu einer einwandfreien Basis für die Neuverchromung führen.
Das Merkblatt gibt auch wertvolle Tips, wie man unnötige Kosten sparen kann. Praktisch erstrecken sich die Qualitätsansprüche eines Teiles ja nie auf die gesamte Oberfläche. So ist z.B. von einem Türdrücker nur dessen Stirnfläche und ein kleiner Teil des Außenmantels sichtbar, der Rest steckt im Schloß. Nicht immer liegt das so vor der Hand; bei vielen Teilen können nur Sie als Schrauber das aufgrund Ihrer Kenntnis von der Funktion des Teils sagen, und nur der Galvaniseur weiß wie man das berücksichtigen kann, so daß die Sichtteile voll glänzen, aber alles andere auch einwandfrei korrosionsgeschützt ist. Daher sollte man das vertrauensvolle Gespräch mit dem Fachmann suchen.
Schlaues Merkblatt
Ich zitiere die wichtigsten Passagen des Merkblattes, die ich mit meinen eigenen Erfahrungen ergänze:
Stimmen Sie den Zeitpunkt der Fertigstellung und ggf. die Art der Verpackung und des Versandes mit dem Betrieb ab. Wälzen Sie Ihre schlechte Terminplanung und mangelhafte Koordination nicht auf den armen Galvaniseur ab.
Legen Sie die Ansichtsseite des Werkstücks fest. Benutzen Sie hierzu wasserfeste Marker. Das persönliche Gespräch mit dem Galvaniseur ist jedoch, wo immer möglich, vorzuziehen.
Sagen Sie dem Galvanik-Betrieb, um welchen Fahrzeugtyp oder welches Modell es sich handelt. Möglicherweise kennt der Betrieb ja die Grundwerkstoffe.
Fertigen Sie unbedingt eine Stückliste mit Abmessungen und eindeutiger Beschreibung der Teile an. Die beste und schnellste Möglichkeit hierzu ist sicherlich ein Polaroid-Foto in doppelter Ausführung. Manche Teile kann man auch einfach auf den Fotokopierer oder Scanner legen.
Liefern Sie dem Galvaniseur saubere Teile an! Farben, Lacke, Fette und alte Öle behindern ihn in der Begutachtung der Teile und verschmutzen ihm seine Bäder oder stellen ihn sonstwie vor Probleme im Bereich der Chemie. Benutzen Sie handelsübliche Entlackungsmittel. Sollten Sie sich ausnahmsweise für Sandstrahl-Entlackung entscheiden, dann wählen Sie ein möglichst feines Strahlgut, z.B. Glas, um zu starke Verletzungen der Oberfläche zu vermeiden.
Prüfen Sie, wenn möglich, wie weit die Korrosion fortgeschritten ist und fragen Sie sich, ob es überhaupt noch sinnvoll ist, den Artikel neu veredeln zu lassen. Wägen Sie ,,Qualität und Preis der Veredelung" - ,,Preis der Neuanschaffung" - ,,Möglichkeit der Neuanschaffung" gegeneinander ab. Vielleicht sollte man auch daran denken, sich nach einem besser erhaltenen Teil umzusehen.
Der Galvaniseur macht nur in Ausnahmefällen Vorarbeiten wie Ausbeulen, Schweißen oder Löten. Gehen Sie damit zu Fachleuten wie Karosseriebauer, Spengler oder Metalldrücker. Klären Sie im Zweifelsfalle die anzuwendende Technik (Weichlöten, Hartlöten, Schweißen) zuvor mit Ihrem Galvaniseur ab.
Seien Sie vorsichtig, wenn ein Werkstück aus zwei Metallen besteht. Ein eiserner Stehbolzen in einem Zinkspritzguß-Teil z.B. wird beim Entchromen unwiederherstellbar angefressen. Solche Bolzen muß man mit aufgehämmerten Bleimanschetten schützen, bei Gewinden helfen oft dicht an dicht aufgeschraubte Muttern.
Ein Galvanik-Betrieb nennt Ihnen in der Regel nur einen Richtpreis. Einen bindenden Kostenvoranschlag abzugeben ist meist nicht möglich. Es handelt sich schließlich stets um individuelle Einzelteile, bei denen der Meister oft erst im Laufe der Bearbeitung feststellen kann, wie sie richtig zu behandeln sind. Schließlich ist das für das Ergebnis der Arbeit entscheidend, und Sie erwarten zu Recht vom Fachbetrieb Qualitätsarbeit, die sich sehen lassen kann.
Sie sehen, beim Neu-Verchromen von Klassiker-Teilen geht es nicht um ,eben mal in ein Galvanikbad hängen', und nun verstehen Sie auch, warum manche Verchromungen billig und andere teuer sind. Ich jedenfalls bezahle lieber mehr, wenn ich weiß warum, als daß ich mir eine Billig-Verchromung machen lasse an der ich nur bis zur Ladentür Freude habe. Wie sagen die Engländer doch so schön: ,,Quality is still remembered long after price is forgotten" - an der Qualität freut man sich noch, wenn man den Preis schon lange verschmerzt hat.
Das Merkblatt war herausgegeben von der Fachvereinigung Galvanotechnik und uns zugesandt vom Galvanik-Betrieb OFTECH Oberflächentechnik GmbH.
Dieser Betrieb betont sein Interesse an Oldtimer-Teilen und seine Kompetenz auf diesem Gebiet. Sicher gibt es auch in Ihrer Nähe gute Galvanik-Betriebe, aber nicht jeder ist an unseren Kleinartikeln interessiert.